Theoretischer Hintergrund


WAS IST INPP?

INPP ist die Abkürzung für „The Institute of Neuro-Physiological Psychology", ansässig in Chester / England.
Seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat das INPP unter Leitung von Dr. Peter Blythe (bis 2001) und Sally Goddard Blythe (seit 2001) Auswirkungen frühester Störungen in der Entwicklung des Zentralen Nervensystems auf die weitere kindliche Entwicklung in Bezug auf Bewegung, Wahrnehmung, Verhalten und Lernen erforscht und dabei Restreaktionen frühkindlicher Reflexe, die über ihre eigentliche physiologische Waltezeit hinaus (die ersten Lebensmonate) fortbestehen, als mitverantwortlich an Entwicklungsauffälligkeiten in diesen Bereichen ausgemacht. Daraufhin wurden Testverfahren zur Erfassung und die Methode der neuromotorische Einzelförderung mit einem spezifischen häuslichen Übungsprogramm für das einzelne Kind, entwickelt.


Was ist neuromotorische Unreife?

Der Begriff Neuromotorik weist auf den fundamentalen Zusammenhang zwischen Gehirnentwicklung und Bewegung hin. Wenn sich das zentrale Nervensystem ZNS im Uterus entwickelt, beginnt der Embryo und später der Fötus, Reflexaktivitäten zu zeigen. Diese verstärken sich im Laufe der Schwangerschaft und sollten zur Geburt vollständig präsent sein, um dem Neugeborenen den Eintritt ins Leben zu erleichtern und sein Überleben zu garantieren.

 

Sie liefern ein rudimentäres Trainingsprogramm für spätere willkürliche Fähigkeiten und dienen Pädiatern als diagnostische Zeichen für die Reife des kindlichen ZNS.

 

In den ersten Lebensmonaten muss das sich entwickelnde Gehirn kortikale Kontrolle über die primitiven Reflexmuster erlangen und sie durch reifere Halte- und Stellreaktionen ersetzen, die Grundlage bilden für Willkürmotorik, Handlungsplanung, Koordination, Haltung.

 

Geschieht dies nicht ausreichend (z.B. durch schwierige Schwangerschafts- und Geburtsverläufe oder postnatale Traumata), so können strukturelle Schwächen und Unreifen des zentralen Nervensystems und Reizverarbeitungsstörungen die Folge sein.

 

Ein funktionstüchtiges neuromotorisches System ermöglicht die reibungslose Zusammenarbeit vieler an Bewegung beteiligter Systeme wie Gleichgewicht, Körpereigenwahrnehmung und Haltungskontrolle, die zusammen auch eine stabile Grundlage für die Steuerung der Augenbewegungen und damit der visuellen Wahrnehmung bilden.

 

Restreaktionen frühkindlicher Reflexe als Zeichen neuromotorischer Unreife können das Kind daran hindern mühelos Lesen, (Recht-) Scheiben und Rechnen zu lernen.

In den Jahren vor der Einschulung müssen alle Systeme seines Körpers mühelos zusammenarbeiten. Eine gelungene senso-motorische Entwicklung d.h. eine ausgereifte Entwicklung seiner Sinne (v.a. Gleichgewicht, Körperwahrnehmung, Hören, Sehen und Fühlen) sowie die eng damit verbundene Bewegungsentwicklung bilden die physiologische Voraussetzung für die Bewältigung der hochkomplexen kognitiven Anforderungen der Schule. 

 

Die INPP- Methode eröffnet neue Möglichkeiten zum Verständnis und auch zur Förderung von Kindern, die auf den ersten Blick völlig "normal" wirken und bei offensichtlich vorhandener Intelligenz dennoch in ihrer Entwicklung – Bewegung, Wahrnehmung, Verhalten, emotionale, kommunikative und soziale Kompetenz, Lernen – empfindlich beeinträchtigt sind.